Geschichte des Dekanats

Die Geschichte des Dekanats Neustadt a.d. Aisch
von Georg Limbacher aus dem Dekanatsbuch von 1986

Um das Jahr 1556 teilte Markgraf Georg Friedrich von Ansbach, »der unvergleichliche und höchstsorgfällige Landesvater« - so nennen ihn alte Geschichtsquellen - die Dekanate seines Fürstentums neu ein. Im »hochfürstlichen Unterland« ließ er 1564 zwölf »Capitel« errichten, in der damaligen Schreibweise: Leutershaußen, Feuchtwang, Creilßheim, Uffenheim, Kitzingen, Neustatt, Bayersdorff, Langenzenn, Schwobach, Wültzburg (bei Weißenburg), Guntzenhausen und Waßertrüdingen.

Klein begann der Neustädter Dekanatsbezirk wirklich nicht. Wenn man dem Chronisten Matthias Salomon Schnizzer in seiner »Chronica der Statt Neustatt an der Aysch« (1708) folgt, dann gehörten damals 30 Pfarreien zum Dekanat Neustadt, nämlich »Neustatt, Schauerheim, Dottenheim, Altheim, Ipsheim, Lenkersheim, Westheim, Ickelheim, Marktbergel, Burkberheim, Schwebheim, Urffersheim, Kaubenheim, Rüdisbronn, Neßelbach, Unterleimbach, Baudenbach, Stübach, Dißpeck, Guttenstetten, Mönchsteinach, Schornweisach, Gerhardshofen Dachsbach, Oberhöchstett, Uehlfeld,  Steppach, Kayerlindach, Mönchaurach und Emskirchen« (die beiden letzten erst seit 1616).

1623 wurden dem Neustädter Dekanat aus dem „Uffenheimer Capitel“ weitere 4 Pfarreien angegliedert, und zwar Adelhofen, Equarhofen, Wallmersbach und Langensteinach, und aus dem Leutershausener Dekanat die Pfarrei Ottenhofen.

Wenn da der Dekan geflissentlich seiner Visitationspflicht in den Gemeinden nachkam, mußte er ähnlich, wie heute der Landrat im Großlandkreis beachtliche Wege zurücklegen, allerdings damals mit der Kutsche oder gar zu Fuß.  Andererseits konnten die Pfarrherren sicher sein, daß nach einer Visitation der Dekan so schnell nicht wieder aufkreuzen würde.

Die Entfernungen wurden noch ein gutes Stück größer, als unter Dekan Heinrich Arnold Stockfleth 1679 die Dekanate Baiersdorf und Neustadt  a.d. Aisch zu einer Superintendentur zusammengelegt wurden. Das muß ein großes Ereignis für Neustadt und sein Kapitel gewesen sein. Man erfährt vom Chronisten, »Den 30. Maji (1679) geschach deß Herrn Licentiaten und Superintendentis Auf- und Einzug in diese Statt, und wurde derselbe durch eine vom Archidiacono Wagnern gemachte ungemeine Freudenanstallt und Musik in Begleitung deß gantzen Schul-Coetus (aller Schulen) eingeholet.«

Neustadt hegte dabei eine ganz besondere Hoffnung: Man erwartete nach Jahren, da es zwischen den Geistlichen gar nicht so recht geistlich zugegangen sein soll, mit dem Aufzug des neuen Herrn Superintendenten »eine beständige gute Eintracht und Harmonie in dem allhießigen Ministerio (Amt)... Und es ließ sich anfangs alles sehr wohl an... Es wuste aber doch der Höllische Störenfried neuen Saamen des Unfriedens auszutreuen, und ein großes Zankfeuer zwischen den Herren Superintendentem und Archidiaconum anzuzünden...   Endlich damit fernerem Streit und Unruhe abhelffige Maas geschehe, hat gnädigste Herrschafft  resolvirt  (beschlossen), das ganzte Neustättische  Ministerium zu   dissolvieren (abzulösen), um dadurch einen neuen Grund zum Frieden zu legen.« Damit waren 1683 auch die Klagen der Kapitularen über den gestrengen und herrischen Dekan erledigt.

Diese Epoche war sicher eine Ausnahme. Fortan schweigt der Chronist über ähnliches. Da waren demnach in Neustadt nur noch friedsame Dekane, Archidiacone und Diakone (2. und 3. Pfarrer) - bis zum heutigen Tag.

1810 fand die Superintendentur ihr Ende. Baiersdorf und Neustadt a.d. Aisch wurden unter dem von Napoleons Gnaden neuen Landesherrn für Franken königlich-bayerische Dekanate.

Bei diesem Überblick wird uns aufgefallen sein: Die Gemeinden im Süden von Neustadt wurden bisher nicht genannt, etwa Markt Erlbach, Neuhof/Zenn, Dietenhofen, Trautskirchen oder Wilhermsdorf. Das kommt daher: Die meisten der Gemeinden um Markt Erlbach wurden 1564 bei der Neuordnung der Kapitel dem Dekanat Langenzenn angegliedert. Dietenhofen war sogar der Sitz einer eigenen Superintendentur.

In der »Allgemeinen Pfarrbeschreibung von Markt Erlbach« steht: »Im Jahre 1719 traf für den Pfarrer von Markt Erlbach ein Wechsel der kirchlichen Oberbehörde ein. Denn die von den beiden hochfürstlichen Häusern Ansbach und Bayreuth gemeinsam besessenen Pfarreien des anno 1578 aufgelösten Klosters Heilsbronn wurden aufgeteilt. Markt Erl­bach fiel an das Bayreuther Unterland und gehörte fortan zur Superintendentur Dietenhofen, zeitweise in Neuhof, und zum Konsistorium Bayreuth.« Und wenige Seiten weiter liest man ebendort: »Aus dieser Zeit ist nur zu erwähnen, daß im Jahre 1797 die Superintendentur von Dietenhofen nach Markt Erlbach verlegt wurde. Anno 1810 wurde sie Königlich-Bayerisches Dekanat, denn Markt Erlbach war bayerisch geworden.« Folgende Pfarreien gehörten zum neuen Dekanat: Markt Erlbach, Linden-Jobstgreuth, Trautskirchen, Neuhof/Zenn, Dietenhofen, Seubersdorf, Kirchfarrnbach, Wilhermsdorf, Neidhardswinden, Laubendorf, Hagenbüchach-Kirchfembach. Vom Neustädter Bezirk wurden noch Emskirchen, Brunn und Wilhelmsdorf dem Dekanat Markt Erlbach zugeordnet. Diese drei Pfarreien ließen sich aber im Jahre 1925 wieder ins Dekanat Neustadt a.d. Aisch eingliedern.

Der Bereich des Dekanats Neustadt a.d. Aisch war indessen gegenüber der großen Ausdehnung des Bezirks vom Jahr 1564 wesentlich kleiner geworden. 20 Pfarreien - vor allem im Aisch-, Ehe- und Steinachgrund gelegen - bildeten den Neustädter Dekanats­bezirk nach 1810, und daran änderte sich nur wenig.

 

Das jetzige Dekanat

 

In jüngster Zeit sah sich die Kirchenleitung unserer Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern zunächst wegen des Pfarrersmangels, dann aber auch wegen der angespannteren finanziellen Lange der Kirche dazu gezwungen, kleinere Pfarrstellen nicht wieder zu be­setzen. Darunter fielen im Neustädter Bezirk die Pfarrstellen Altheim, Herrnneuses, Oberhöchstädt und Stübach. Aber auch im Markt Erlbacher Dekanat sollten die drei Stellen Seubersdorf, Neidhardswinden und das Vikariat Markt Erlbach eingespart werden. Um eine bessere Versorgung dieser insgesamt sieben verwaisten Sprengel gewährleisten zu können, befürworteten Kirchenleitung, Kreisdekan und Landessynode den Vorschlag der Neustädter Dekanatssynode, die beiden Dekanatsbezirke Neustadt a.d. Aisch und Markt Erlbach zu vereinigen, was schließlich auch von der Mehrheit der Dekanatssynode Markt Erlbach akzeptiert wurde. So konnten am 1. Dezember 1970 die beiden Bezirke zu einem neuen Dekanatsbezirk Neustadt a.d. Aisch zusammengelegt werden, der den Herausforderungen der Zeit organisatorisch besser gewachsen ist. Daß die Probleme der genannten kleineren Gemeinden ohne Pfarrer damit noch nicht für alle Zeiten befriedigend gelöst sind, liegt auf der Hand. Hier wird man immer wieder nach Verbesserungsmöglichkeiten Ausschau halten müssen.

 

Der Dekanatsbezirk und seine Dienstgemeinschaft

 

Der heutige Dekanatsbezirk Neustadt a.d. Aisch umfaßt eine Fläche von ca. 370 qkm. In seinen 41 Kirchengemeinden (33 Pfarreien) wohnen rund 38000 Gemeindeglieder. Für die geistliche Versorgung dieses Gebietes bestehen 38 Pfarrstellen; allerdings sind nicht alle besetzt. 2 davon sind kombiniert, 8 werden »dauervertreten«. Hinzu kommen noch der Dienst einer Pfarrvikarin und die Arbeit von 2 hauptamtlichen Religionslehrern an den fortführenden Schulen in Neustadt a.d. Aisch (beide Pfarrer).

 

Bei einem solch großen Bezirk muß die Sekretärin im Dekanatsbüro in jeder Hinsicht auf Draht sein, viel telefonieren, schreiben, vervielfältigen. Und dabei bringt sie es immer noch fertig, jedem Besucher freundlich und hilfsbereit zu begegnen. Fernerhin wäre heute ein Dekanatsbezirk ohne die mannigfaltige Arbeit der »Kirchlichen Verwaltungsstelle« gar nicht mehr denkbar. Hier werden nicht nur alle Haushaltspläne erstellt, da werden auch die Buchungsvorgänge für die Rechnungen aller Kirchengemeinden vorgenommen. Darüber hinaus stehen der Leiter und das Fachpersonal der Verwaltungsstelle für diverse Beratungen stets zur Verfügung. Ob es da um Fragen des außerordentlichen Haushalts geht, ob man Personalsorgen in der Gemeinde hat, ob einem der Unterhalt kirchlicher Ge­bäude und dessen Finanzierung zu schaffen macht, in der Verwaltungsstelle darf man dafür Hilfe erwarten. Natürlich kommt es auch im kirchlichen Bürowesen darauf an, dass ein gut funktionierender Ablauf der erforderlichen Verwaltungsvorgänge gewährleistet ist. Die Kirche, die Gemeinde Jesu Christi, braucht dabei aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mehr vom „Dienen“ als vom „Verdienen“ halten, Menschen, bei denen man merkt: Hier werde ich nicht nur gut beraten, hier kann ich mich angenommen und geborgen fühlen in einer Gemeinschaft, die mit dem Gottesdienst am Sonntag direkt etwas zu tun hat.
 

 

Ergänzungen aus dem Jahr 2011 von Matthias Ewelt

Inzwischen haben sich die Grenzen erneut verschoben.  Bereits im Jahr 1993 wurden Dietenhofen, Götteldorf und Seubersdorf ins Dekanat Ansbach eingegliedert. Im Rahmen der Landesstellenplanung 2003 entschied sich die Kirchengemeinde Laubendorf für den Dekanatsbezirk Fürth.

Derzeit leben etwa 35000 Evangelische im Dekanatsbezirk Neustadt in 37 Kirchengemeinden, die zu 21 Pfarreien zusammengefasst sind. 31 Pfarrerinnen und Pfarrer tun bei voller Besetzung ihren Dienst in den Gemeinden (teilweise Stellenteilung/Teildienst), anderthalb theologisch-pädagogische Kräfte sind im Gemeindedienst. Zusätzlich arbeitet ein Pfarrer als Beauftragter für den Religionsunterricht, ein Pfarrer ist überplanmäßig im besonderen Dienst, eine hauptamtliche Kirchenmusikerstelle ist in Neustadt mit einem Kirchenmusikdirektor besetzt. Für die Jugend im Dekanatsbezirk gibt es zwei volle Jugenddiakone.

Pfarrerinnen und Pfarrer im Schuldienst, Religionspädagoginnen und Katechetinnen kommen noch hinzu.

Dekan Limbachers Einschätzung, dass seit dem 17. Jahrhundert Frieden herrschte, hat sich im 21. Jahrhundert nicht bewahrheitet. 2010 kam es zu einer Eskalation eines Streites, in Folge dessen Dekan Sieghart Schneider die Stelle verlassen musste. Seit 1. November 2010 bin ich nun Dekan im Dekanatsbezirk Neustadt an der Aisch und die Gemälde, Zeichnungen und Fotos aller meiner Amtsvorgänger seit 1668 begleiten mich im Dekanatsgebäude.

 

    1668 – 1698
Martinus Schneider   1674 – ?
Hch. A. Stockfleth    1680 – 1683
M. S. Schnizzer            1686 – 1734
Wolfg.Chr. Räthel 1698 – 1729
Joh.J. Steinmetz 1730 – 1733
Joh.Chr. Lerche 1733 – 1768
Laur. Weidner   1734 – 1744
Georg Matth. Schnizzer 1768 – 1806
Gg. Sam. Schmidt  1806 – 1820
Chr. E. Prinzing   1821 – 1854
J. F. Chr. Bauer      1855 – 1873
Joh. Friedr. Linde     1873 – 1886
Joh. Lehner     1874 – 1887
Leonh. Sommer      1892 – 1902
D. Max Herold           1903 – 1920
KR Dr. Richard Pfeiffer    1920 – 1934
Lic. Dr. Max Herold  1934 – 1938
KR Adolf Kaeppel   1939 – 1952
KR Hermann Heller    1952 – 1970
Georg Limbacher  1970 – 1980
Adolf Müller      1980 – 1995
Helmut Wittmann         1995 – 2004
Sieghart Schneider    2004 – 2010
Matthias Ewelt        2010 – 2017
Ursula Brecht seit 2017